Aufgewachsen bin ich auf der norddeutschen Tiefebene, bei den Muschelschupsern, nahe der Hafenstadt Hamburg. Bei meinen Mitschülern war ich immer der Landfreak. Ich liebte es, im Wald rumzustromern und mich am und auf dem Wasser aufzuhalten. Wasser gibt es in dieser Gegend viel. Von der Elbe bis zu den kleinsten Bächen und Tümpeln, alle haben sie eine andere Botschaft, schaffen eine völlig andere Atmosphäre. Als ich dann älter wurde, wurden die Mädchen teilweise noch anziehender, am besten beides in Kombination. Im Norden sagen wir auch: am Busen der Natur.
Meine Mutter ist eine Vollzeit Mutter gewesen. Ich hatte immer eine Ansprechpartnerin. Sie war nach besten Kräften bemüht, alles Schlimme und Schwierige von mir fern zu halten. Meine beiden Schwestern, ich bin der Mittlere, haben mich liebevoll begleitet, bis sie mich in eine moralische Schwesternpresse genommen haben. Diese hat mir geholfen, weit in die Ferne geschleudert zu werden.
Mein Vater führte als Prokurist ein Baugeschäft. Er war beruflich erfolgreich und sehr humorvoll. Er fuhr den schnellen BMW und meine Mutter den sicheren Mercedes.
Von meinem Vater habe ich viel lernen dürfen und er hat sich ehrlich um mich bemüht. Mein Vater, ein Kriegsveteran, war darauf getrimmt, einen richtigen Kerl aus mir zu machen. Bloß keinen Waschlappen der Tränen in der Öffentlichkeit vergoss. Zu einem Jungen wie mir sagte man im Norden "Der hat zuviel Pfeffer im Hintern"! Die Idee meines Vaters dazu war körperliche Züchtigung. Diesen Plan hat er konsequent durchgezogen. Diese Vorgehensweise war auch unseren Lehrern in der Schule noch gestattet. Das habe ich mit den mir anvertrauten Kindern ganz anders gesehen. Als ich vierzehn war, ist mein Vater, Mitte Vierzig, von heute auf morgen durch einen Herzinfarkt aus meinem Leben verschwunden.
Meiner Familie danke ich für alles. Ich liebe sie alle. Bringen wir wieder das Vertrauen mit ins Spiel, passt das Leben ja immer zu 1000%.
Einer meiner jugendlichen Lieblingsspielplätze, den ich mit meinem Fahrrad gut erreichen konnte, war ein Strandabschnitt an der Elbe. Die Umgebung ist die feuchte, dunkelgrüne Marsch, die
von Deichen geschützt wird. Auf den Deichen sind immer wieder blökende Schafherden unterwegs. Um einen Namen zu nennen: Hetlinger Schanze. Die Elbe fließt hier als starker Strom vorbei,
einige hundert Meter breit, und die großen beeindruckenden Seeschiffe kommen recht nahe am Ufer vorbei. Sie erzeugen einen hör- und sichtbaren Wellengang des Wassers. Es sind kleine
Sanddünen vorhanden, die mit Schilf bewachsen sind. Der Sand, ist so fein, wie nur Sand sein kann, selbst in der Karibik habe ich nicht so einen feinen, weichen Sand vorgefunden. Die
Sommertage hier unter einem sich ständig wechselnden Wolkendach zu erleben, dass war für mich das wahre Leben. Leider wurden sie immer wieder von den lästigen Schulbesuchen unterbrochen.
In der Marsch den Tag zu verbringen und in der Nacht im Zelt zu schlafen, zwischendurch auch mal mit dem Segelboot um die großen Pötte herumzusegeln, so dass sie ihre Sirenen ertönen
lassen mussten, denke ich mich an diesen Platz, schafft das ein Gefühl von behütetem Abenteuer.
Wasser: Tao heißt auch Wasser. Sich dem ständig fließenden und sich bewegenden Wasser anvertrauen.
Beim Taoismus gibt es im eigentlichen Sinne keinen Glauben, denn das Vertrauen steht im Mittelpunkt. Das Gleichnis, sich dem Fluss anzuvertrauen. Keiner braucht Schwimmen zu lernen,
sondern sich einfach nur dem Fluss des Lebens anzuvertrauen. Das Wasser fließt immer nach unten. Frei, ohne Wegweiser, ohne Regeln findet es immer den Weg zum Meer.
Also ist die Idee: Entspannen wir uns doch jetzt, wir sind immer da und kommen auch immer an. Es kann gar nicht anders sein. Der Weg ist das Ziel, Schritt für Schritt. Egal wie mächtig
oder schwach wir sind. Wir können immer nur Schritt für Schritt vorwärts gehen.
Ich konnte für meine komischen Naturliebhabereien, keine intellektuellen Erklärungen abgeben. Es fühlte sich einfach wunderbar und erfüllend an. Als langjähriger Pfadfinder und Stammesführer ist das Gruppenleben genauso wichtig, wie das ganz alleine sein. Im All-Eins-Sein. Beides gehört zum Ganzen.
Volksschule, Realschule, Wirtschaftsgymnasium bis zur Zwölften, eine Fachhochschulreife für den kaufmännischen Bereich. Betriebswirtschaft mit Buchführung, ...na ja, das war 1977 nach einem einjährigen Aufenthalt in Asien, vor allem auf dem indischen Subkontinent mit einigen seiner Randländern, nicht mehr denkbar. Ein neues Weltbild zog ein und die Meditation, die geistige Disziplin stand auf Nummer 1. Selbstverwirklichung war nun angesagt. Der Hippie, der sich mit der fremdartigen Disziplin des Yoga herumschlug. Ringsherum erntete ich Kopfschütteln und die dringende Warnung. "So was wird bös enden, Du kannst dir das Leben doch nicht einfach so leicht machen!" "Ach, ist das verboten?" Für Zweifel, war ich damals noch recht aufgeschlossen. Das hat sich nun grundlegend geändert. Dabei hilft natürlich auch die jahrelange Erfahrung, dass ein völlig falscher, übertriebener Perfektionismus und Ehrgeiz einen im Leben direkt in ein gestresstes, unangenehmes Leben katapultiert. Und das wird immer von Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühlen begleitet. Sie sind ein festes Team.
Ende der Siebziger begann ich mit dem Kriya - Yoga, mit Paramahamsa Yogananda als Meister, den ich täglich mit wachsender Begeisterung praktiziere.
Politisch engagiert, gegen die Atomkraft - für gesunde Bäume! Lache, Liebe, Kämpfe war meine Devise und die meiner anarchistischen Mitstreiter.
In den Siebzigern bin ich dann als Total - Kriegsdienstverweigerer auf der Bühne des Lebens aufgetreten. Das Ergebnis war, dass ich in verschiedenen Gefängnissen Deutschlands meine
Erfahrungen des "Eingesperrt seins" erleben musste und durfte. Regelmäßig etwas zu Essen, sicher verwahrt, eine abgeschlossene Tür, somit keine Störung von Außen. In einer Gefängniszelle
ordnen sich die Dinge die im Leben wirklich wichtig sind, und welche nicht. In dieser Zeit konnte ich in Ruhe meditieren und erkannte, dass die Freiheit nicht an einen geografischen Ort
gebunden ist. Die Freiheit liegt nur in uns. Das war für mich sehr befreiend. Na ja, trotzdem war ich natürlich total happy als ich endlich wieder frei auf der Mutter Erde laufen konnte.
Und was es dann alles zu sehen und zu essen gibt. Und der Busen der Natur war noch prächtiger, wie je zuvor.
Die Essenz und Kraft der Erfahrung, dass ich meine persönlichen Ideale kompromisslos gelebt habe, kann mir keiner mehr nehmen. So fällt es mir auch leichter, heute meine "merkwürdigen
Ideale" zu leben. Das fühlt sich richtig gut an.
Ein bisschen Bollywood kam auch noch dazu, die Große Liebe. Die große Liebe heißt Klara, im Laufe der Zeit hat sie mir vermittelt, was Liebe so alles beinhaltet. Klara, meine Frau,
begleitet und unterstützt mich bei so Vielem als eine echte weibliche Partnerin.
In voller Lebensaktion hat Sie auf mich gewartet, während ich in der Welt umher zigeunerte. Sie weiß sich hinzugeben. Sie hat die Weiblichkeit in mein Leben hineinfließen lassen,
beharrlich und geschmeidig. Sie ist nach Indien gefahren, um mich zurück zu holen. Sie hat mich aus dem Gefängnis rausgeholt. Sie war von unserer Beziehung von einem gewissen Augenblick
an überzeugt, und hat alles mit voller Hingabe durchgezogen. Danke dafür. Da uns alle voreinander warnten, wurde es doch klar, dass die Liebe uns ergriffen hat. Liebe macht kopflos. Nach
Außen verhalten sich Verliebte auch immer mehr oder weniger verrückt. Ja, es stimmt, wir sind völlig unterschiedlich, das kann jeder Depp von außen erkennen. Sie eine Frau und ich ein
Mann. Ziehen wir an einem Strang, erkennen wir unsere gemeinsame Stärke und wir sind ein starkes Lebensteam.
Dafür durfte ich den Traum vom Leben eines Mönches, eines Einsiedlers, in Frieden und Ruhe beiseite legen. Drei Kinder, Essen, Wohnung, Klamotten, Schulbildung und eine 24 Stunden Rundumbetreuung der Familie, der Frau und der Kinder wurde nun eingefordert. Die Meditationen und die Übungen wurden voll durchgezogen, doch als ruhiger Ashram entpuppte sich so ein Familienleben nun wirklich nicht.
Doch die Kinder gereichten uns natürlich zum Segen. Die besten Lehrer, die besten Spiegel. Sie haben mir als Erste das Dasein im Augenblick vorgeführt. Jetzt, etwas anderes gab und gibt es ja auch nicht. Ohne Kinder hätte ich auch den Weg, zu einem versteinerten Asketentum einschlagen können.
Welcher Berufung nun folgen? Recht schnell wusste ich was ich nicht wollte. Was will ich denn nun? Allemal gab es erstmals viele verschiedene Arbeiten, um Geld für die schnell wachsende
Familie herbei zu schaffen. Diese verschiedenen Arbeiten haben mich sehr befriedigt, obwohl es klar war, dass ich mir noch andere berufliche Herausforderungen zu suchen hatte.
Ein halbes Jahr konnte ich nicht schmerzfrei laufen und humpelte mich von Arzt zu Arzt, von Therapeut zu Therapeut, von Heiler zu Heiler. Dann traf ich eine sehr korpulente Amerikanerin,
eine herzerfrischende Heilerin. Sie legte mir die Hände auf die Beine, erzählte etwas von Ängste abbauen, ruhiger werden und mich entspannen. Allemal, am nächsten Tag konnte ich wieder
schmerzfrei gehen. Das gefiel mir gut. Unerklärlich, aber es hat funktioniert. Das rief mich zu meiner Berufung!
Um mit der energetischen Arbeit gesellschaftlich arbeiten zu können, zog ich damals dann eine Ausbildung zum medizinischen Masseur und med. Bademeister durch. Dann machte ich mich nach
der Ausbildung selbständig. Das ist bis heute so geblieben.
Seit 1992 gebe ich Kurse für Therapeuten. In den ersten Jahren waren es APM Kurse nach Radloff und dann ab 2000 in einer selbst zusammengestellten und kreierten Therapie, der Anpimomai®.
Nun ist der Punkt in meinem Leben gekommen, wo die Erfahrungen mich stärkend begleiten. Jeder hat seine eigene Schatztruhe seiner persönlichen Erfahrungen. Der einzige Trick ist es, diese
Erfahrungen unter dem Aspekt des totalen Vertrauens anzuschauen. Vertrauen, das alles seine 1000%ige Richtigkeit hatte und hat. Ohne Wenn und Aber. Keine Zweifel aufkommen lassen. Und
dann werden die durchlebten Erfahrungen immer kostbarer. Annehmen ist das Zauberwort. Annehmen, und mir selbst vergeben für den Mist, den ich fabriziert habe. Doch es ist mein Mist und
der ist längst vergangen. Deswegen ja auch Vergangenheit. Die angenommenen Erfahrungen sind jetzt als unterstützende Energie anwesend. Die Fehler, die ich jetzt mache sind anzunehmen, und
auf geht es zu neuen Fehlern, die auch wieder anzunehmen sind. Das Annehmen annehmen. Die Erfahrungen die ich verurteile, die ich nicht annehme, stehen mir natürlich im Weg. Die Verräter,
die aus dem Unterbewusstsein aufsteigen und den Augenblick zerstören. Mehr können sie aber auch nicht. Das Vertrauen, dass meine Taten stärkende Erfahrungen in sich bergen, gibt Energie
satt.
Energie Essen soviel du kannst. Es ist immer reichlich aufgetischt.
Die einzige Berufung die bleibt, ist das Streben nach Selbstverwirklichung, nach immer mehr Bewusstheit, und das ist Heilung. Das Heilen mit Anderen teilen ist die Aufgabe. Von Kopf bis Fuß auf Heilung eingestellt, und sonst gar nichts. Das ist nun die berufliche Devise. Heilen und Lieben unterscheiden sich nicht wirklich, sie gehören zusammen, das eine ist ohne das andere nicht vollständig.
In der äußeren Existenz realisiere ich sie, indem ich vor allem Lehrer ausbilde.
Weiterhin in der Saham Ausbildung, deren Ausbildungsziel auf führende Positionen im Leben ausgerichtet ist.
Kurse in denen gelernt wird den Verstand zu kontrollieren, damit er nicht wie ein kontrollloser Affe hin und her springt und nie a'Ruh gibt, wie es in meiner Wahlheimat Bayern
heißt.
Kurse in Heiliger Geometrie und in verschiedenen Meditationstechniken.
Ach, so lässt es sich gut leben und lernen. Es geht besser und besser. Es ist kein Ende zu sehen, also gehe ich weiter und weiter. Auch Dir wünsche ich einen annehmbaren Weg!
In Liebe Wolfgang Schröder